Bericht Klettern, Klettersteig und Bergsteigen rund um die Hanauer Hütte 2019
Gemeinschafts- und Führungstour, Klettern, Klettersteig und Bergsteigen rund um die Hanauer Hütte vom 29.08. bis 01.09.2019
Ein teurer Spaß
Angesichts der Wetteraussichten wurde der Vorschlag, einen Lagerverkauf in Dietmannsried auf der Hinfahrt zu besuchen, gerne angenommen. Ausgerechnet der Verfasser, der ganz ohne Ambitionen den Bergsteigerkonsumtempel besuchte, erlag der Versuchung und wurde mehr als fündig. Seine Auswahl fand dann aber die Zustimmung der anderen Teilnehmer.
Ein schlechtes oder gutes Omen?
Kurz vor Erreichen des Hüttenparkplatzes in Boden versperrte eine ganze Traube komplett schwarz gekleideter Nonnen, die neben ihrem pechschwarzen Kleinbus daher gingen, den Weg. Der Aufstieg im schwül warmen Angerletal wurde durch ganz und gar unbersteigerischen Rucksacktransport erleichtert. Offensichtlich haben die Nonnen uns
Glück gebracht. Die Sonne kam zum Vorschein und gab den Blick frei auf das wunderschöne Panorama mit Bergwiesen und einigen felsigen Gipfeln, das sich in einem großen Kessel um die Hütte ausbreitete. Die Initiative, sich an einem der leicht erreichbaren Kletterfelsen zu akklimatisieren, wurde von einigen Teilnehmern anstelle eines Bieres auf der Hüttenterrasse angenommen.
Ein idealer Spielplatz für viele bergsteigerischen Aktivitäten.
Thomas Piller hat ein wirklich optimales Tourenziel ausgesucht. Je nach Wetteraussichten und Neigungen gibt es viele Möglichkeiten. Und so teilte sich am zweiten Tag die Gruppe in Klettersteiggeher und Kletterer. Letztere kletterten in griffigem Kalk Mehrseillängenrouten in der Schlenkerwand. Einziges Manko: die unlogische Abseilpiste über die Kletterroute mit hoher Steinschlaggefahr. Es kam wie es kommen musste, eines der Seile verhakte sich. Ein zu steiler Abschnitt konnte nicht zurückgeklettert werden. Thomas K. und Michel B. stiegen also nochmals eine Seillänge auf der ursprünglichen Route hinauf, um beim Abstieg das Seil zu befreien. Michael R. versuchte sich unterdessen erfolgreich an einer für ihn viel zu schweren 6er Einseillängenroute. Thomas P. und Adelheid schauten dem verzweifelten Versuch zu.
Beim Abstieg trafen wir an einem Sportkletterfels wieder auf die Klettersteiggeher Holger, Annette, Fabian und Uli, die den leicht erreichbaren und wohl recht anspruchsvollen und ansprechenden Klettersteig unterhalb der Hütte bereits am Vormittag begangen hatten.
Und wieder musste die Aussicht auf ein Bier auf der Hüttenterrasse hinten angestellt werden.
1. dauert’s länger, 2. als man denkt.
Am dritten Tag machten Benni und Michael B., gecoacht von Thomas P., ihre ersten Erfahrungen im selbständigen Klettern auf einer Mehrseillängenroute in der Schlenkerwand. So ausgesetzt mitten im Fels ist schon ein besonderes Erlebnis.
Ganz allein ging Uli auf die Kogelseespitze, von wo aus sie die Seilkommandos der „Alpinisten“ Adelheid, Michael R., Holger und Thomas K. hören konnte.
Diese nahmen ein richtig alpines Unternehmen mit dem Plattenpfeiler der Parzinnspitze in Angriff. Zweimal Abseilen vom Gufelseejöchle, um zum Einstieg zu gelangen, dann sieben lange Seillängen in wunderbar festem und griffigem Fels, Gipfelbrotzeit und da steckt auch schon der Abseilhaken. Nichts wie hinab und halt, das kann nicht sein, diese Rinne
müsste ja auch im Aufstieg begangen werden, angesichts der Unmengen an losem Geröll kaum vorstellbar und auch die Köpfelschlinge für die nächste Abseilstelle hängt seit Urzeiten in der Wand. Zurück, und jetzt wird es deutlich, da geht der Weg lang. 1.dauert’s länger, 2. verknotet sich das Seil beim zweiten Abseilen.
Ausgerechnet zuerst über unserem Berg musste sich das aufkommende schlechte Wetter mit Regen ankündigen, womit der Abstieg im 2er Gelände etwas ungemütlich wurde. Der Regen hielt sich dankenswerter Weise in Grenzen und so konnten wir halbwegs trocken zum Gufelseejöchle zurückqueren. Blitz und Donner beschleunigten dann aber den Rückweg ungemein. Es reichte trotzdem wieder nicht für ein erholsames Bier.
Interessant und lehrreich war die unterschiedliche Wahrnehmung der Tour. Während den einen durchaus mulmig zumute war , hatte die ältere Seilschaft logischerweise schon öfter ähnliche Situationen erlebt. Völlig reibungslos verläuft kaum eine Tour, wie schon das festsitzende Seil am Vortag zeigte.
Ein schwacher Trost für den Verfasser war, dass angesichts des Regens auch die anderen Seilschaften nach einem kurzen Ausflug an den Sportkletterfelsen nicht zu ihrem Bier auf der Terrasse kamen. Nur Uli konnte ihre Geniessertour mit Kaffee und Kuchen Revue passieren lassen.
Fabian der nebst Mama Annette zur Begleitung dabei war, wachte spürbar auf, als es abends ans Kartenspielen ging. Die Ältesten mussten die leidvolle Erfahrung machen, dass Weisheit beim 6nimmt nichts nützt.
Vertrautes Gelände
Es brauchte kaum Überzeugungskraft, um die vorzeitige Rückkehr anzutreten. Denn da lockte die Kletterhalle in … ja in Dietmannsried, wo wir schon zum Lagerverkauf eingefallen waren. Nach einem äußerst intensiven Anmeldeprocedere konnten wir uns endlich die Arme langziehen. So mancher war da wieder im vertrauten Gelände.
Ein intensives Wochenende ging damit zu Ende, was daran zu messen war, dass wir nicht ein einziges Mal unsere Füße auf der Terrasse hochgelegt hatten. Danke an Thomas Piller für Organisation und Führung und danke an alle Teilnehmer für die angenehme Gesellschaft.
Michael Robohm