Grundkurs Alpin 2019

Klettergrundkurs Alpin 2019

Zuerst die Theorie…
An drei abendlichen Terminen in den Schulungsräumen der Sektion wurde theoretisches Grundlagenwissen zu Knoten- und Materialkunde, Wetterkunde sowie die verschiedenen Sicherungstechniken, Verhalten im Gelände und Routenfindung vermittelt. Amüsante, jedoch auch tragische Anekdoten aus dem reichen alpinistischen Erfahrungsschatz unserer drei Ausbilder würzten den Unterricht. Es folgten noch zwei Nachmittage praktische Ausbildungen an der Stadtmauer. Geübt wurden Um- und Standplatzbau sowie Abseilen mittels Kurzprusik und Autotuber. Auch der ein oder andere hilfreiche Knoten wollte sowohl gelegt als auch gesteckt erlernt sein. Verschiedene Anwendungssituationen konnten simuliert und in einigen Varianten durchgeführt werden.
Gespannt fieberte man nun dem Datum der Bergfahrt entgegen und regelmäßig wurden Schneeberichte und Webcams im Gebiet der Alpspitze aufgerufen, da sich, bedingt durch die starken Schneefälle im späten Frühjahr, noch weit in den Frühsommer große Schneefelder in alpinen Hochlagen erhalten hatten.

… dann die Praxis
Wir hatten „Wetterglück“ und bei hochsommerlichen Temperaturen und einer dementsprechend „aufwärmenden“ Anreise im Sektions-Bully, konnten wir am Nachmittag des 30. Juni den Zustieg zum Klettergarten von der Bergstation der Bahn durch das ein oder andere Schneefeld bewältigen und uns dabei abkühlen.
Bereits die (Ein-)Seillängen im Kalkgestein des Wettersteins begeisterten die, in alpiner Kletterei durchweg unerfahrenen und an Fränkisches Felsmaterial gewöhnten Hände der Novizen. Wunderbar griffige Wasserrillen und der beeindruckend kompakte Fels erhöhten die Vorfreude auf die nächsten Tage.
Zurück im Kreuzeck Haus, wo das Gepäck bereits am Mittag deponiert worden war, wurden die Zimmer bezogen und nach dem Abendessen kreisten die Tischgespräche um den nächsten Tag, der den bisherigen klettertechnischen Höhepunkt aller Kursteilnehmer darstellen sollte, unabhängig von den bereits gemachten persönlichen Erfahrungen.
Der Wetterbericht sagte für den Nachmittag zwar aufkommende Wärmegewitter voraus, die einheitlichen Prognosen aller Dienste und Apps ließen jedoch niemanden an der Durchführbarkeit der ersten Mehrseillängentour zweifeln.

Es sollte anders kommen.
Der nächste Morgen brachte strahlenden Sonnenschein und zügig nahm man nach dem Frühstück den gleichen Weg zur Bergstation der Bahn wie am Vortag. In regelmäßigen Abständen wurde der Wetterbericht gecheckt, der jedoch weiterhin erst für den Nachmittag Unwetter ankündigte. Während des Zustiegs zum Wandfuß in leichtem Gehgelände und wieder durchsetzt von Schneefeldern, wanderten die Blicke von Ausbildern und Teilnehmern jedoch immer wieder skeptisch spähend zum nördlichen Horizont, wo sich bereits einige Quellwolken zeigten. Wie geplant teilten wir uns in drei Seilschaften, jeweils geführt von einem Ausbilder, und machten uns nach und nach bereit zum Einstieg in die Wand. Drei nebeneinander liegende Routen im leichten Schwierigkeitsgrad waren auserkoren. Während sich die erste Seilschaft bereits in den ersten Metern der ersten Seillänge befand, und die zweite Seilschaft sich soeben bereit machte, registrierten die wachsamen Augen der Wartenden die immer schneller nahende und sich beängstigend hoch aufbauende Wolkenfront. Die Wettervorhersage täuschte noch immer Sicherheit vor, indem sie unbeirrt eine Wetteränderung erst für den Nachmittag annahm.
Aber das Risiko erschien zu hoch. Durch Zurufe verständigte man sich zu dem einstimmigen Entschluss: Rückzug und Rückmarsch zur Bergstation. Wir verfluchten unser Pech, ein nicht mehr ganz so fernes Grollen beschleunigte dann aber noch einmal unsere Schritte. Als nach ca. einer halben Stunde die letzten der ersten Seilschaft im Schweinsgalopp das schützende Dach der Hüttenterrasse erreichten, fielen bereits die ersten, dicken Regentropfen. Keine Minute zu spät. Blitz und Donner, Hagelschauer und ein Platzregen ließen uns die getroffene Entscheidung zur Umkehr als gefühlten Triumph und gewonnenen Erfahrungswert empfinden. Dass sich zum Zeitpunkt unserer Umkehr oben im Klettersteig noch deutlich erkennbar Personen Richtung Gipfel bewegten, löste bei uns fassungsloses Kopfschütteln aus.
An diesem Tag war an Felskletterei nicht mehr zu denken.
Die schwierigere Entscheidung musste jedoch erst noch getroffen werden. Da die Wetterprognose für die nächsten Tage noch pessimistischer als am Vortag ausfiel und dagegen für die Fränkische Schweiz ungetrübter Sonnenschein angekündigt war, wurde nach einigem Für und Wider abgestimmt: Abfahrt für den nächsten Morgen und Verlegung des Kurses in die uns bekannten Klettergebiete im Osten Frankens.
Mit mahnender Erinnerung an den Vortag wurden die wenigen Zauderer, die angesichts des wieder sonnenstrahlenden Dienstagmorgens mit der Entscheidung zu hadern begannen, zur Einsicht bewogen. Und als am späten Vormittag die Meldung durchgegeben wurde, dass die Webcam am Alpspix wieder nur dicke Nebelsuppe und Regen zeigte, wurde das mit kurzem Jubel quittiert.
Schließlich hatten wir dann doch noch zwei wunderbare Tage. Am Rodenfels und am Katzenbuckel konnten in 2- und sogar 3-Seillängen die wichtigsten Ausbildungsinhalte vermittelt werden. Auch Abseilstrecken boten sich und Selbstsicherungen mussten durchaus variantenreich gelegt werden.
Die Freude am Klettern kam auch nicht zu kurz, und durch den Zeitpunkt in der Wochenmitte hatten wir alle Wände nur für uns.
Darüber hinaus boten sich mit den Besuchen auf dem Lindenkeller am Wallberla und dem Grieskeller bis dato im Kurs unerreichte kulinarische Höhen – zu fränkischem Preis-Leistungsverhältnis, versteht sich.
Ein großes Dankeschön gilt unseren Ausbildern Josef, Thomas und Richard für einen unter widrigen Bedingungen begonnenen und letztendlich erfolgreich durchgeführten Kurs, der uns allen großen Spaß gemacht und die Lust auf zukünftige alpine Touren noch vergrößert hat.

Simon Katzenberger

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