Trans Dolomiti 2013
Trans Dolomiti Rundtour (Was macht er da?)
06.07.13 SA Abend: Gerade war ich noch auf der Terrasse des Rifugio Averau und jetzt hetze ich die 200 hm zum höhergelegenen Gipfel hinauf (zur Abwechslung mal ohne Bike), begeistert von dem Bergpanorama, das die tief stehende Sonne zeichnet und auf der Jagd nach dem ultimativen Rundumblick. Eine Komposition aus blauem Himmel, kleinen weißen Wolken, leuchtenden Schneefeldern und (natürlich ;)) beeindruckenden Bergmassiven. Unglaublich schön! Deshalb bin ich hier in den Dolomiten, das ist einer der Gründe warum ich mich mit sechs weiteren „alpenverrückten“ Bikern die letzten 3 Tage Höhenmeter um Höhenmeter hinauf gequält habe.
Die Tourvorbereitungen haben zum Jahresanfang begonnen: mit Routenplanung und Übernachtungsanfragen (super geplant von Mike), sind über das verregnete Frühjahr mit den ersten gemeinsamen (sehr schlammigen) Fahrten in Schweinfurt und im Steigerwald weiter gediehen, bis hin zur Abfahrt am Donnerstag. Mit zwei Autos ging’s Richtung Brixen, unserem Start und Zielpunkt für die fünftägige Trans Dolomiti Tour und für drei von uns (inklusive mir) geht´s von dort weiter über den Brenner Grenzkamm bis nach Garmisch Partenkirchen. Man(n) will ja nicht auf seine TransAlp verzichten ;).
Von Brixen starteten wir Richtung St. Magdalena (1. Übernachtung), von dort weiter übers Villnöstal zur Fanes Hütte (2. Übernachtung) und schließlich über Cortina d´Ampezzo bis hier her, zum Refugio Averau.
07.07.13 SO Nachmittag: Wo bleibt er nur? Wir stehen zu sechst am höchsten Punkt von Alleghe und könnten zielsicher in die nächste Eisdiele einrollen, aber unsere Blicke sind auf das Trailende geheftet, das uns gerade ausgespuckt hat, uns, aber nicht Thomas.
Heute war unser Trail–Tag. Schon die Abfahrt von der Averau Hütte hat Wunderbares für uns bereitgehalten, auch wenn die erste halbe Stunde fahrt von Ratlosigkeit und Wegsuche geprägt war. Es ging mit einem anspruchsvoll schmalen Trail los, an dem es schwindelerregend steil abwärts ging und wir viel schieben mussten. Doch mit zunehmendem Höhenverlust wurde der Weg fahrbarer und nach einer unfreiwilligen Almüberquerung (wir hatten uns verfahren) ging der Trailflow los. Herrlich schmale Pfade, immer wieder mit steilen Passagen und technischen Stellen. Durch Bäche, steile Abfahrten, kleine Sprünge, kurze Anstiege, einem Bachbett entlang, dann einen Abhang durchqueren, herrliche Ausblicke genießen und immer so weiter.
Unseren Mittag haben wir an dem Refugio Fertazza genossen, nach dem wir die 600 hm Auffahrt hinter uns gebracht hatten, und dann ging´s in die Trailabfahrt von Allege die uns schließlich auf der Straße ausgespuckt hat, auf der wir jetzt schon eine geschlagen Zeit auf unseren Nachzügler warten.
Es hilft nichts, wir fahren ohne Thomas hinab zum See. Warten und ein Stück zurück gehen haben nichts gebracht, wir können nur hoffen ihn im Ortskern von Alleghe wieder zu finden.
Wir haben Glück, Thomas radelt uns an der Seepromenade entgegen, doch die Stimmung ist angespannt. Wir haben bereits Nachmittag, der Himmel verheißt schlechtes Wetter und vor uns liegen noch 20 km und 1000 hm.
15 km später zieht sich das letzte Stück wie Kaugummi, es gilt die Straße zum Passo Fedaia (unserem heutigen Ziel) hoch zu kurbeln. Es hat aufgehört zu regnen und die Sonne drängt sich durch die Wolken. Ich hab mich gerade mit Cola und Müsliriegel aufgeputscht. Doch die Schwerkraft zerrt weiter unablässig an Bike und Rücksack und Kehre auf Kehre reiht sich in die Auffahrt ein. Zu allem Überfluss wird die Luft von Autos und Motorrädern verpestet, die an uns vorbei knattern, und der Pass kommt einfach nicht in Sicht. Was mach ich hier eigentlich?
08.07.13, MO Vormittag: Wir haben uns zum Bindelweg an der Flanke des Porta Vescovo hinaufgekämpft. Die 600 hm auf einer biestig steilen Schotterpiste mussten wir fast komplett schieben. Danach ging der Weg in einen schmalen Pfad über, der sich in immer größerer Höhe durch den Steilhang schlängelte, natürlich immer noch nur im Schiebemodus zu bewältigen und mit dem Drang möglichst weit weg vom Abgrund zu laufen (was auf dem schmalen Weg praktisch unmöglich war). Vor allem komme ich heute überhaupt nicht in Fahrt und ich bin mir nicht sicher ob es an den zurückgelegten Tourtagen oder dem Zirpenschnaps vom Vorabend liegt. Der Wirt vom Refugio Passo Fedaia hat uns ganz stolz seine selbst angesetzten Grappaliköre aus Zirbenzapfen und Co. aufgetischt.
So und nun stehe ich oben auf dem Bindelweg und frag mich mal wieder: Was mach ich hier eigentlich? Den „Turihorden“ drängen sich dicht (den Liften sei Dank) auf den schmalen Pfad und wir sollen mit unseren Bikes da durch. In den nächsten 2 Stunden nehme ich an einem italienisch Crashkurs teil. Ciao, Salve, Grazie kann ich danach akzentfrei aussprechen, und ich bin mehr als überrascht, mit einem freundlichen Gruß und entsprechend langsamer Fahrweise sind wir problemlos an allen Wanderern vorbeigekommen. Was allerdings noch besser ist, unsere Anstrengungen werden belohnt mit berauschenden Blicken auf dem Marmolada-Massiv mit seiner Gletscherkuppe, die Sicht auf dem Lago di Fedaia (unserem heutigen Startpunkt) tief unter uns und einer genialen Abfahrt hinunter nach Arabba.
Das mach ich hier!
Unser heutiges Ziel und letzte Übernachtung für unsere Dolomitenrundtour ist das Grödnerjoch. Von dort geht es am nächsten Tag über die Seiser Alm zurück nach Brixen, dem Zielort für vier von uns. Für mich, Mike und Thomas gilt es dann noch einige Kilometer Radweg bis Sterzing zu fressen. Weiter, am nächsten Tag, zum Brenner Grenzkamm wo wir noch mal richtig Alpenatmosphäre schnuppern können (und wahnwitziger Grenzbefestigungen von -zum Glück!- vergangenen Tagen), um dann unseren Übernachtungsort hinter Innsbruck zu erradeln. Am letzten Tag geht es nach Garmisch Patenkirchen, unseren Zielpunkt nach 8 Tagen genialem Mountainbiken.
Die nackten Zahlen:
1 Apfelstrudel
2 Std. Regen
3 blade Reifen
7 Mountainbiker
8 Tage biken
8,5 kg Gepäck
24 Müsliriegel
500 km
14000 hm